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BEITRAG März 2025 (von Susanne Kienhorn)

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Herausfordernde Zeiten für mittelständische Unternehmen in Hessen: Was Sie jetzt wissen müssen

Folgen der politischen Situation

Wir befinden uns in einer Zeit des Umbruchs – nicht nur auf politischer Ebene, sondern auch im Bereich der wirtschaftlichen Förderung. Der Regierungswechsel auf Bundesebene sowie die damit verbundenen Neuwahlen haben die Verabschiedung des Bundeshaushalts und in der Folge auch des hessischen Haushalts verzögert. Dadurch ist derzeit unklar, welche Budgetmittel für die Jahre 2025 und 2026 in den bestehenden Förderprogrammen zur Verfügung stehen werden. Diese Unsicherheit wirkt sich direkt auf Unternehmen aus, die auf finanzielle Unterstützung angewiesen sind, um in Innovationen, Technologien und Wachstum zu investieren.

Eine unmittelbare Folge dieser Verzögerungen ist, dass neue Fördertöpfe aktuell nicht geöffnet werden. Bestehende Programme, wie etwa die „EFRE-Förderung Investitionen und technologische Modernisierung in KMU“ der WIBank Hessen, sind derzeit ausgesetzt. Dies stellt vor allem kleine und mittlere Unternehmen (KMU) vor große Herausforderungen, da sie für strategische Investitionen häufig Fördermittel benötigen.

Ein weiteres Beispiel für die Auswirkungen dieser Entwicklungen zeigt sich im größten deutschen Förderprogramm für Forschung und Entwicklung (F&E), dem "Zentralen Innovationsprogramm Mittelstand" (ZIM). Hier hat der Wechsel des Projektbetreuers dazu geführt, dass sich die Bearbeitungszeiten erheblich verlängert haben. Das verzögert die Umsetzung innovativer Vorhaben und hemmt die wirtschaftliche Dynamik vieler Unternehmen.

Welche Alternativen gibt es?

Unternehmen, die trotz der aktuellen Unsicherheiten mit ihren Innovationsprojekten nicht warten wollen, sollten alternative Finanzierungsquellen prüfen. Hier bieten sich insbesondere zwei interessante Optionen an:

Steuerliche Förderung durch das Forschungszulagengesetz (FZulG)

Das Forschungszulagengesetz (FZulG) stellt eine flexible und planungssichere Lösung dar. Dieses Programm ermöglicht Unternehmen, bis zu 35 % der förderfähigen Kosten rückwirkend zu beantragen. Im Gegensatz zu klassischen Förderprogrammen ist es nicht budgetabhängig, was es zu einer attraktiven Alternative macht. Unternehmen können hierdurch ihre F&E-Aktivitäten weitgehend unabhängig von politischen Verzögerungen vorantreiben.

Beteiligungsprogramme des Landes Hessen

Das Land Hessen bietet eine Vielzahl von Beteiligungsprogrammen, die eine solide Alternative zur klassischen Förderung darstellen. Hessen schneidet im bundesweiten Vergleich hierbei besonders gut ab. Von Start-ups über Handwerksbetriebe bis hin zu etablierten KMUs – die Programme ermöglichen Finanzierungsbeteiligungen für Unternehmen, die innovative Projekte oder strategische Investitionen realisieren möchten. Voraussetzung ist, dass die Rahmenbedingungen stimmen, insbesondere in Bezug auf nachhaltige Geschäftsmodelle und wirtschaftliches Wachstumspotenzial.

Wie geht es weiter?

Die aktuellen Koalitionsverhandlungen lassen bereits erste wirtschaftspolitische Schwerpunkte erkennen. Besonders relevant für Unternehmen sind folgende Vorhaben:

  • Stärkung von Investitionen: Kurzfristig soll es spürbare Anreize für Investitionen in Deutschland geben. Dies will man durch ein Zusammenspiel von öffentlichen Garantien (z. B. über die KfW) und privatem Kapital erreichen.
  • Einrichtung von Investitionsfonds: Es sollen neue Fonds geschaffen werden, insbesondere für Venture Capital, um Wachstumsunternehmen gezielt zu unterstützen.
  • Hightech-Agenda für Deutschland: Geplant ist ein umfassendes Programm für Forschung, Innovationen, Technologien, Transfer und Entrepreneurship.

Nicht gerade viel, um planen zu können. Mehr und mehr Unternehmerinnen und Unternehmer setzen auf Eigeninitiative, um Innovationsvorhaben zu realisieren. Dabei stehen ihnen verschiedene Lösungsansätze zur Verfügung, die sowohl die Finanzierung als auch die Umsetzung innovativer Ideen ermöglichen:

  1. Partnerschaften mit anderen Unternehmen:
    Kooperationen mit etablierten oder gleichgesinnten Unternehmen bieten die Möglichkeit, Ressourcen, Fachwissen und Risiken zu teilen. Gemeinsame Innovationsprojekte können durch Synergien schneller und effizienter realisiert werden. Besonders in den Bereichen Produktentwicklung oder Digitalisierung entstehen auf diese Weise Win-Win-Situationen. Hier empfehle ich speziell die HESSENMETALL-Veranstaltungen STARTUPS X HESSENMETALL am 03. Juli im Siemens Schaltanlagenwerk in Frankfurt und Vertrieb 4.0: Startups und Trends am 23. Oktober im Haus der Wirtschaft Hessen, um wertvolle Kontakte mit innovativen Ideen und jungen Talenten zu knüpfen.
  2. Nutzung von Netzwerken und Clustern:
    Unternehmerinnen und Unternehmer, die sich in regionalen oder branchenspezifischen Netzwerken und Innovationsclustern wie HESSENMETALL engagieren, profitieren vom Wissenstransfer, von Best Practices und von informellen Finanzierungstipps. Zudem ergeben sich hier häufig erste Hinweise auf neue Förderprogramme oder Kooperationsmöglichkeiten mit Forschungseinrichtungen.
  3. Crowdfunding und Crowdinvesting:
    Diese Finanzierungsform eignet sich besonders für innovative Produkte oder Geschäftsmodelle mit einer hohen Sichtbarkeit beim Endkunden. Neben dem Kapitalgewinn ist der Marketingeffekt nicht zu unterschätzen. Plattformen wie Startnext, Seedmatch oder Companisto bieten Startups und KMU eine Bühne zur Ansprache einer breiten Investoren-Community.
  4. Eigenkapitalstärkung durch Business Angels oder Venture Capital:
    Besonders technologieorientierte oder skalierbare Innovationen benötigen häufig einen höheren Kapitalbedarf. Frühphasen-Investoren wie Business Angels oder später auch Venture-Capital-Gesellschaften stellen nicht nur Kapital zur Verfügung, sondern bringen auch wertvolles Branchenwissen und Netzwerke mit. Informationen dazu erhalten Start-ups über den Funding-Navigator, eine Datenbank des Starthubs Hessen.
  5. Reinvestition aus eigenen Erträgen:
    Wer bereits ein funktionierendes Geschäftsmodell etabliert hat, kann durch strategische Rücklagenbildung oder gezielte Reinvestitionen Innovationsprojekte aus eigener Kraft finanzieren. Auch wenn dieser Weg langsamer ist, sichert er unternehmerische Unabhängigkeit.
  6. Zusammenarbeit mit Hochschulen und Forschungseinrichtungen:
    Forschungskooperationen können durch öffentlich geförderte Programme in Hessen, wie LOEWE oder F&E-Vorhaben in Unternehmen unterstützt werden. Hier erhalten Sie nicht nur direkte Informationen zu Ihrer Idee über die Ansprechpersonen, sondern auch zur Einreichung oder den Genehmigungsfristen. Unternehmen erhalten Zugang zu wissenschaftlichem Know-how und neuen Technologien, ohne die volle Forschungsarbeit selbst tragen zu müssen. Speziell für HESSENMETALL-Mitgliedsunternehmen hebe ich hier das Transfer-Event TRANSFERXCHANGE 2025 hervor, dass dieses Jahr am 13. November an der Universität Kassel stattfinden wird. Hier kommen Sie in den Kontakt mit aktuellsten, kooperationsoffenen Forschungsprojekten der fünf wichtigsten Tech-Hochschulen Hessens. Für nähere Informationen bitte bei Katja Farfen oder Friederike Lenke melden.
  7. Innovationswettbewerbe und Preisgelder:
    Teilnahme an Wettbewerben (wie dem Bundesförderung für Energie- und Ressourceneffizienz in der Wirtschaft – Förderwettbewerb oder lokalen Gründerpreisen wie dem Hessischen Gründerpreis) kann neben medienwirksamer Sichtbarkeit auch finanzielle Mittel oder Unterstützungsleistungen einbringen. Auch ideelle Anerkennung kann die Anschlussfinanzierung erleichtern. Dazu die folgende Ankündigung.

Aktuelles Förderprogramm für Start-ups: push! Hessen

Für innovative Start-ups nochmals zur Erinnerung: Die Bewerbungsphase für das push! Hessen-Programm läuft noch bis zum 7. April 2025. Hier können sich junge Unternehmen mit innovativen und nachhaltigen Geschäftsmodellen bewerben.

Gefördert werden herausragende Konzepte mit einer Zuschussförderung von bis zu 40.000 Euro. Wer sich einen Beratungstermin sichern möchte, kann dies unkompliziert unter www.push.hessen.de tun.

Fazit: Proaktiv handeln trotz Unsicherheiten

Auch wenn viele klassische Förderprogramme derzeit auf Eis liegen, gibt es für Unternehmen zahlreiche Möglichkeiten, ihre Projekte weiter voranzutreiben. Steuerliche Förderungen, Beteiligungsprogramme und gezielte Initiativen wie push! Hessen bieten wertvolle Alternativen. Wer jetzt aktiv wird und sich auf die kommenden Entwicklungen einstellt, kann sich einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil sichern.

Unternehmen sollten daher nicht abwarten, sondern proaktiv die bestehenden Förderoptionen prüfen und strategisch planen. Gerade in Zeiten des Wandels entstehen oft neue Chancen – nutzen Sie sie!

Übersichtstabelle zu den wichtigsten Förderprogrammen

Ergänzend zum Artikel erhalten Sie wie immer eine aktuelle Liste der wichtigsten Förderprogramme in den Bereichen Digitalisierung, Forschung und Entwicklung, Energieeffizienz und Startups. Rot markierte Felder weisen auf aktuelle Änderungen hin. Die Programme sind mit der jeweiligen Website verlinkt - so können Sie sich weiter informieren.

Mit frühlingshaften Grüßen

Ihre
Susanne Kienhorn

Kontaktdaten:

Susanne Kienhorn
Kienhorn Beratung & Coaching
Tel. 0661 – 968 931 30
Mobil 0171 – 123 24 59
mail@kienhorn.de
www.kienhorn.de

 

S. Kienhorn

Katja Farfan

Leiterin Digitales, Technologietransfer und Startups

Friederike Lenke

Referentin Digitales, Technologietransfer und Startups

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