HESSENMETALL-Ausbildungsumfrage 2023

Mang: Das neue Ausbildungsjahr startet in Hessens größter Industrie mit vielen unbesetzten Stellen. In diesen Zeiten eine umlagefinanzierte Ausbildungsgarantie einführen zu wollen ist grundfalsch. Wir brauchen ein Schul- und Bildungssystem mit Fokus auf Qualität und Anspruch.

Frankfurt am Main. Die Situation auf dem Ausbildungsmarkt der Metall- und Elektro- und IT-Industrie in Hessen bleibt weiterhin angespannt, wie die jährliche Ausbildungsumfrage des Arbeitgeberverbands HESSENMETALL zeigt. Im Vergleich zum Vorjahr deutet die Umfrage auf minimale Entspannung hin: Gaben 2022 noch 55 Prozent der Unternehmen an, nicht alle Stellen besetzt haben zu können, liegt der Wert aktuell immer noch viel zu hoch, nämlich bei 52,4 Prozent. Hauptgrund hierfür ist laut der Befragung, dass zu wenige bzw. keine geeigneten Bewerbungen eingingen. „Vor dem Hintergrund der umfangreichen Anstrengungen ist die Quote enttäuschend. Die Betriebe unternehmen und investieren immer mehr für eine attraktive Berufsausbildung, können aber trotzdem nicht annähernd genug Auszubildende gewinnen. Mit Blick auf unseren Wirtschaftsstandort Hessen und den nötigen Fachkräftenachwuchs sehe ich daher große Probleme auf uns zukommen“, so Wolf Matthias Mang, Vorstandsvorsitzender von HESSENMETALL.

Politischen Forderungen nach einer Ausbildungsgarantie auf Landesebene begegnet der HESSENMETALL-Vorstandsvorsitzende daher auch deutlich: „In diesen Zeiten eine umlagefinanzierte Ausbildungsgarantie einführen zu wollen und Betriebe, die keine oder keine passenden Bewerbungen erhalten, dafür auch noch Strafe zahlen zu lassen, wie die SPD Hessen es für einen Wahlsieg plant, ist grundfalsch.“

Mit Blick auf die Landtagswahl wird Mang auch in Bezug auf das Bildungssystem deutlich: „Wenn alleine 46 Prozent unserer befragten Unternehmen wegen mangelnder Vorbildung auf eigene Kosten Förderunterricht für Auszubildenden anbieten, läuft etwas falsch. Und wenn aktuelle Studien zeigen, dass ein großer Teil der Viertklässler in Hessen Minimalstandards bei Rechnen, Lesen und Schreiben nicht erfüllen kann, frage ich mich, wohin uns dies in Zukunft noch führen soll. Die Wirtschaft kann nicht alles auffangen. Mit Blick auf die Landtagswahl erwarten wir von der künftigen Landesregierung daher einen klaren Fokus auf die grundlegenden Kulturtechniken Lesen, Schreiben, Rechnen und auf den Umgang mit digitalen Medien. Wenn schon diese Grundlagen nicht sitzen, befeuern wir sehenden Auges den Fachkräftemangel!“

Die aktuelle Befragung zeigt, dass der Großteil der Unternehmen in den letzten Jahren bereits umfangreich auf die schwierige Situation am Ausbildungsmarkt reagiert, das Marketing intensiviert und neue Maßnahmen eingeführt hat – von Hilfe bei der Wohnungssuche bis hin zur Zurverfügungstellung von IT zur privaten Verwendung. Zunehmend an Bedeutung gewinnt sowohl bei Unternehmen als auch bei Azubis das Thema „Nachhaltigkeit“: Etwas über die Hälfte der befragten Unternehmen richtet sich bereits gezielt nachhaltig aus und kommuniziert dies bei der Ausbildungsbewerbung aktiv. Einige bieten Auszubildenden auch konkrete „green benefits“ wie Fahrrad-Leasing oder finanzielle Zuschüsse zu ÖPNV-Fahrkarten.

Patrick Schulze

Geschäftsführer Kommunikation

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