Preisgekröntes Startup Otto ID Solutions ist neues Mitglied

Radiowellen helfen bei der Digitalisierung von Prozessen

Prozesse digitalisieren, Mehrwerte für Unter­nehmen schaffen – so lautet das Ziel des Startups Otto ID Solutions, das Karsten Otto 2018 in Frankfurt gegründet hat. Mit seinen innovativen Technologie- und Softwarelösungen werden Inventarisierung, Bestellprozesse und Wartungsmaßnahmen im Gesundheitswesen wie auch in Unter­nehmen deutlich optimiert.

Für seine wegweisende Idee erhielt Otto 2019 sogar den Frankfurter Gründerpreis. Im Interview spricht er u. a. darüber, wie Radiowellen bei der Digitalisierung von Prozessen helfen.

Was steckt hinter Otto ID Solutions?

Karsten Otto: Wir sind ein Startup mit derzeit sieben Mitarbeiter/-innen und haben unseren Schwerpunkt im Bereich „Healthcare“. Zu unseren Kunden zählen etwa Krankenhäuser, Arztpraxen, Rettungsdienste und textile Dienstleistungsunternehmen. Das liegt nahe, da wir uns in dem Bereich besonders gut auskennen.

Rettungswagen Lesegerät Materialschrank

Unsere Idee ist es, modernste Radio-Frequenz-Identifikations-Technologien (RFID) mit unseren eigens entwickelten Softwarelösungen zu kombinieren und sie in der Produktverfolgung und Prozessüberwachung zum Einsatz zu bringen. RFID ist ein Sender-Empfänger-System zur automatischen Identifizierung und Lokalisierung von Objekten mit Hilfe von Radiowellen. Mit unserer Kombination – RFID und Softwarelösung – können sich beispielsweise Rettungsfahrzeuge oder Materialschränke selbstständig auf Vollständigkeit überprüfen. Vor der nächsten Schicht kann man einfach mit unserer Technik und Software auslesen und kontrollieren, ob der Rettungswagen wieder vorschriftsmäßig aufgefüllt und einsatzbereit ist. Schnell lassen sich so Bestandslisten erstellen oder Bestellprozesse bearbeiten. Das System schlägt aber auch Alarm, wenn etwas fehlt oder doppelt vorhanden ist. Wir bieten hier, kurz gesagt, eine Schnittstelle zwischen der Software und der physischen Welt.

Auch Unter­nehmen können durch RFID jedes einzelne Produkt tracken und erhalten dadurch den absoluten Überblick. Außerdem lässt sich die RFID-Technologie nachhaltig in bestehende Prozessschritte integrieren und bringt Unter­nehmen somit weiter in Richtung Industrie 4.0 voran. Natürlich gehen auch wir weiter voraus und werden unsere RFID-Methode in Zukunft durch maschinelles Lernen und KI weiter verbessern.

Wie läuft das Ganze technisch ab?

Karsten Otto: Die Produkte und Verbrauchsmaterialien, zum Beispiel in einem Rettungswagen, werden mit sogenannten Ultra-High-Frequency-„Tags“ versehen. Der Vorteil ist, dass UHF eine hohe Lesereichweite hat und viele Dinge in kurzer Zeit erfassen kann. Ein Signal wird mithilfe von Antennen in den isolierten Raum gesendet und scannt die Tags. Der RFID-Transponder, meist ein Mikrochip, antwortet an die Antennen und übermittelt die Daten. Nun entschlüsselt ein Decoder die empfangene Botschaft. Sie wird an die Software geschickt und digital ausgewertet. Auf einen Blick kann so festgestellt werden, welche Produkte nach einem Rettungswageneinsatz verbraucht wurden und wieder aufgefüllt werden müssen. Außerdem werden die Radiowellen auch häufig in Kombination mit Barcodes eingesetzt.

Was ist Ihr Alleinstellungsmerkmal und wie kamen Sie auf Ihre Idee?

Karsten Otto: Ich war zehn Jahre lang selbst als Rettungssanitäter tätig, habe Wirtschaftsingenieurwesen studiert und war danach als Prozessmanager in der Textilindustrie für den Einsatz von RFID zuständig. Die RFID-Technologie gibt es schon lange, aber als Anwender habe ich gemerkt, dass es andere Konzepte braucht. Unser Ziel ist es, einen Mehrwert für Branchen zu schaffen - ohne Prozesse anzuhalten. Dabei ist meine langjährige Erfahrung als Anwender und als Kenner der Branche ein echter USP.

Mit unseren Lösungen tragen wir zu mehr Kosteneffizienz bei, helfen Prozesse zu beherrschen und erleichtern die Arbeit. Es gibt mit unseren Hightech-Lösungen keine antiquierten Strichlisten mehr im Qualitätsmanagement, sondern man kann ganz einfach und schnell per Knopfdruck sehen, was fehlt. Vier Felder haben sich in den letzten Jahren als unsere Kerngebiete herauskristallisiert: das Gerätetracking, die Materialwirtschaft, die Dokumentationspflicht und das Prozessmanagement.

Woher stammen Ihre Kunden?

Karsten Otto: Unser Startup ist weltweit tätig. Zu unseren Kunden gehören deutschlandweit Rettungskliniken, aber auch Wäschereien in den USA und Europa zählen zu unserer Kundschaft.

2019 haben Sie den Frankfurter Gründerpreis gewonnen. Wie kam es dazu?

Karsten Otto: Die Bewerbung kam durch einen Zufall zustande. Meine Frau hatte ein Plakat in der U-Bahn entdeckt und mir davon berichtet. So haben wir es mit unserer Bewerbung probiert. Wir waren ganz aus dem Häuschen, als wir tatsächlich gewonnen haben. Am Tag nach der Bekanntgabe haben wir auf einer Messe mit dem ersten volldigitalen Rettungswagen eine Weltneuheit präsentiert, von daher war das Timing perfekt für uns. Als Jurymitglied engagiere ich mich auch weiterhin beim Frankfurter Gründerpreis. Beim Hessischen Gründerpreis haben wir es mit unsere Idee übrigens bis ins Halbfinale geschafft.

Warum sind Sie Mitglied bei HESSEN­METALL geworden?

Karsten Otto: Mir gefällt das gesamte Arbeitspaket, insbesondere was die Personalthemen betrifft. Als Netzwerk hat HESSEN­METALL zunehmend IT-Unter­nehmen und Startups im Blick, was ich sehr schätze.

Text und Redaktion: Michael Reitz, Referent Bildungs- und Öffentlichkeitsabeit HESSEN­METALL Bezirksgruppe Rhein-Main-Taunus e. V.

Michael Reitz

Referent Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit

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