Tarifrunde in der Metall- und Elektro-Industrie

Wangemann: Der Industriestandort Hessen steht unter massivem Druck. 7 Prozent sind unrealistisch

Frankfurt am Main. „Der Industriestandort Deutschland steht unter massivem Druck und mit ihm auch unsere hessische Metall- und Elektro-Industrie. Produktion, Aufträge, Investitionen, Umsätze – bei allen Indikatoren zeigt der Pfeil kontinuierlich nach unten. Auch der Druck auf die Beschäftigung, bei der der kontinuierliche Abbau im Jahr 2023 schon gestoppt schien, nimmt deutlich zu und es häufen sich wieder die Meldungen über weitere Personalabbaumaßnahmen.

In dieser für viele Unternehmen äußerst schwierigen Lage startet Mitte September die Tarifrunde in der deutschen Metall- und Elektroindustrie. Die IG Metall fordert 7 Prozent mehr Entgelt. Angesichts der angespannten Lage ist die Forderung unverträglich hoch“, so HESSENMETALL-Verhandlungsführer Ralph Wangemann.

Wangemann erklärte, dass die hessische Metall- und Elektro-Industrie im ersten Halbjahr 2024 rund 4,3 Milliarden Euro weniger Umsatz gemacht habe als im Vorjahr. „Dies entspricht einem Rückgang von 11,7 Prozent. Während die Welt wächst, tritt die deutsche Wirtschaft weiter auf der Stelle. Auch die hessische M+E-Industrie kann sich den ungünstigen Rahmenbedingungen nicht entziehen und verharrt in der Rezession. Für die Unternehmen, die mitten im Strukturwandel stecken, führt dies zu einer Doppelbelastung aus dringend notwendigen Investitionen zur Bewältigung des Strukturwandels und schlechter wirtschaftlicher Konjunktur.“

„Die extrem hohen Kostenbelastungen am Standort belasten die Wettbewerbsfähigkeit und damit die Exportpläne in der M+E-Industrie. Die Investitionskrise drückt gleichzeitig die inländische Nachfrage. Die Auftragseingänge sind im ersten Halbjahr um ganze 10 Prozent eingebrochen. Und selbst bestehende Aufträge werden nicht abgerufen. Das bedroht immer stärker die Arbeitsplätze in der M+E-Industrie“ so Wangemann weiter. „So lag die Zahl der M+E-Beschäftigten im Juni bereits um 1,2 Prozent unter dem Vorjahr. Damit sind innerhalb nur eines Jahres mehr als 2.500 weitere Arbeitsplätze und seit 2018 damit bereits rund 20.000 Arbeitsplätze verloren gegangen. Wir haben in unserer hessischen M+E-Industrie erstmals seit 2010 wieder weniger als 200.000 Arbeitsplätze.“

„Die Rezession in unserer Metall- und Elektro-Industrie droht sich im zweiten Halbjahr fortzusetzen. Aus vielen Mitgliedsunternehmen hören wir, dass die miserablen Rahmenbedingungen und die weiter sinkende Auslastung immer mehr M+E-Unternehmen zu Personalmaßnahmen zwingen – trotz gleichzeitiger Fachkräfteengpässe. Es ist offensichtlich, dass Deutschland ein massives Wettbewerbsfähigkeitsproblem hat. Wir brauchen neben einer klaren Linie von der Politik auch Unterstützung durch Kostenentlastungen, Bürokratieabbau und Infrastrukturinvestitionen.“

„Doch auch auf uns als Tarifpartner kommt jetzt eine große Verantwortung für unseren Standort zu. Es gilt, auch in unseren Themenfeldern den Standort zu stärken und nicht mit einer überfordernden Tarifpolitik unsere Mitgliedsunternehmen zu überlasten. Sieben Prozent sind da schlicht völlig unrealistisch.“

Wangemann ergänzte zur Forderung der IG Metall nach einer überproportionalen Erhöhung der Ausbildungsvergütung sowie einer sozialen Komponente für niedrige Entgeltgruppen: „Mit einer Ausbildung in der Metall- und Elektro-Industrie investieren junge Menschen und Arbeitgeber in ihre Zukunft. Wenn die Ausbildungskosten steigen, habe ich die große Sorge, dass auch diese Investition zurückgefahren wird und weniger Ausbildungsplätze angeboten werden. Dasselbe gilt für eine soziale Komponente für niedrige Entgeltgruppen, die diese einfachen Tätigkeiten überproportional verteuern würde. Viele dieser Tätigkeiten würden wohl bei einem deutlichen Kostenanstieg durch automatisierte Lösungen ersetzt“, so der Verhandlungsführer von HESSENMETALL.

 

Patrick Schulze

Geschäftsführer Kommunikation

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