„Wir sorgen für feste Verbindungen“
Chef-Interview: Thomas Preußer von Engel-Elektroantriebe in Walluf über smarte Motoren, die viel mehr können, als Schrauben mit dem richtigen Drehmoment gleichzeitig zu befestigen
Hochwertige Synchron-Servomotoren für Schraub- und Befestigungssysteme – dafür steht ENGEL Elektroantriebe seit 40 Jahren im Besonderen. Das Familienunternehmen ist mit mehr als 70 Beschäftigten aber auch in vielen anderen Branchen unterwegs, darunter in der Intralogistik und im Sondermaschinenbau. aktiv sprach mit dem Geschäftsführenden Gesellschafter Thomas Preußer über seine Leidenschaft für Entwicklung und innovative Technologien.
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Wirtschaftszeitung Aktiv vom 15. Februar 2025
Herr Preußer, was zeichnet Ihr Unternehmen Engel Elektroantriebe aus?
Wir haben einen ausgezeichneten Ruf im Bereich der elektrischen Antriebstechnik, dank zuverlässigen und langlebigen Produkten und unserem großen Engagement für unsere Kunden. Das sind vor allem die weltweit tätigen Hersteller von Schraub- und Befestigungssystemen. Für sie entwickeln und produzieren wir Synchron-Servomotoren, deren Eigenschaften auf die speziellen Anforderungen von Schraubprozessen hin optimiert sind. Die Motoren entstehen dabei in enger Abstimmung mit den Kunden, sie stellen im System des Kunden eine entscheidende Hauptkomponente dar. Wurden diese Schraubsysteme zu Beginn fast ausschließlich in sicherheitsrelevanten Verschraubungen am Kfz eingesetzt, so finden sie heute durch die zunehmende Automatisierung eine deutlich breitere Verwendung. Die Anwendung der Schraubsysteme erfolgt dabei handgehalten, fest montiert oder vom Roboter bewegt, stets mit hohem Anspruch an die Einhaltung der Drehmoment und Winkelvorgaben der Verschraubung.
Aber Sie sind nicht nur in der Automobilindustrie unterwegs...?
Nein, wir sind tatsächlich heute nicht nur für die Investitionsgüterindustrie der Automobilindustrie tätig. Denn schon vor vielen Jahren war uns klar, dass wir die Abhängigkeit von dieser Branche reduzieren müssen. Und deshalb haben wir schon zu Beginn der 2000er Jahre mit der Entwicklung von integrierten Antrieben begonnen, die Motor und elektronische Steuerung in einem Gehäuse vereinen. Durch die integrierte digitale Steuerung sind die Antriebe dezentral einsetzbar, es wird Platz im Schaltschrank gespart und durch die Intelligenz im Antrieb können verschiedenste Funktionen und Betriebsarten direkt und einfach eingestellt werden. Die Antriebe erfüllen die Aspekte und Anforderungen der Digitalisierung, also das, was man unter Industrie 4.0 versteht. Sie kommunizieren über Feldbussysteme mit der übergeordneten Steuerung und lassen sich so in verschiedensten Anwendungen einsetzen. So zum Beispiel in dynamischen Wägesystemen, dort bewegen sie verschiedenste Produkte, wie z.B. Zahnpastatuben, Müsliriegel, Gurkengläser, Pasta, die nach dem Produzieren und Abfüllen gewogen werden oder auf ihren einwandfreien Zustand übergeprüft werden, was mit sehr hohen Geschwindigkeiten geschieht. Andere Anwendungen sind zum Beispiel Fahrantriebe in Shuttles von automatisierten Lagersystemen, die dafür sorgen, dass Waren, die über den Onlinehandel bestellt wurden, vollautomatisch aus den Lagern geholt, verpackt und versendet werden können.
Unsere Produkte werden zum Teil auch in Produktionsmaschinen der Lebensmittelindustrie eingesetzt, mit denen zum Beispiel Würste oder auch Burger-Patties produziert werden. Diese Antriebe haben Edelstahlgehäuse mit glatten und gut zu reinigenden Oberflächen, um den hohen Hygieneanforderungen dieser Branche zu entsprechen. Wir sind also in sehr vielen unterschiedlichen Bereichen unterwegs.
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Ist das alles tatsächlich so einfach, wie es hier klingt?
Nein. Einfach geht schon lange nicht mehr. Unsere Basis sind zunächst unsere Motorsysteme in diversen Größen, die wir im Laufe der Jahre immer wieder optimieren und weiterentwickeln. Auch Hardware und Software der integrierten Antriebe werden kontinuierlich weiterentwickelt, und dabei wird alles komplexer und umfangreicher. Diese Ausgangsbasis nutzen wir dann zur Realisierung individuell an die Gegebenheiten beim Kunden angepasster Produkte. Mit anderer Wicklung, anderem Abtrieb, mit Gehäusemodifikationen, anderem Anschluss oder Steckverbinder, mit zusätzlichen Softwarefunktionen, was auch immer…
Aber nicht nur die komplexen Produkte an sich fordern uns, sondern auch der immer größer werdende Aufwand um normativen Regularien, Auflagen, Richtlinien und Zertifizierungen gerecht zu werden. Wir versuchen das bestmöglich zu erfüllen und versuchen uns mit dem Mehrwert, den wir unseren Kunden durch angepasste Produkte bieten, durch unser Kümmern und unseren Support, im weltweiten und besonders dem asiatischen Wettbewerb zu behaupten.
Das spricht für eine hohe Innovationskraft in Ihrem Unternehmen ...
Ohne die könnten wir uns in unserer Branche nicht bestehen. Der elektrische Strom und besonders die Elektronik haben mich schon immer fasziniert und waren der Grund, weshalb ich mich für ein Elektrotechnikstudium entschieden hatte. Als ich 1989 die erste Stelle als Ingenieur antrat, nahm die Automatisierung durch die Informationstechnik und die Elektronik Fahrt auf. Für mich war und ist es bis heute total spannend, bei dieser immer weiter fortschreitenden Entwicklung der Elektronik und der Systeme mit dabei zu sein. Und dann begeistert mich auch heute immer noch, zu sehen, wie unsere Motoren und Antriebe in den Maschinen der Kunden eingesetzt werden und welche dynamischen und präzisen Bewegungen sie dann auf das Kommando der Steuerung hin, ausführen.
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Wollten Sie schon immer Unternehmer werden?
Nicht unbedingt, aber das hat sich dann irgendwann nach Zureden meines Vaters ergeben. Er war vor 40 Jahren einer der beiden Gründer des Unternehmens und es war sein Wunsch, seine Vorstellung, dass ich ihm im Unternehmen nachfolge. Mit dem Angebot, eigene Elektronik entwickeln zu können, hat er mich schließlich
rumgekriegt. Als ich dann 1999 einstieg, konzentrierte ich mich sofort auf die Entwicklung des ersten digitalen Umrichters für unsere Motoren. Schnell hatten wir auch das erste Projekt und schon ein nach Jahr kamen die ersten Antriebe mit eigenem Regler in der Schweiz als Hilfsantriebe an einer Druckmaschine zum Einsatz. Ein paar Jahre später schon, haben wir dann den Regler mit dem Motor in einem Gehäuse kombiniert, und dann nahm alles seinen Lauf…
Was erwarten und erhoffen Sie sich von diesem neuen Jahr?
2025 wird oder ist schon in jedem Fall ein sehr spannendes Jahr. USA hat gewählt und es bleibt abzuwarten, welche Auswirkungen das auf Europa und damit auch auf unsere Wirtschaft haben wird. Die Bundestagswahl steht vor der Tür auch da bin ich gespannt. Unter den derzeitigen Bedingungen wird es für mittelständische Unternehmen wie uns immer schwieriger, sich gegen die Wettbewerber aus Fernost zu behaupten, weil wir hier einfach zu teuer produzieren. Ein Durchschnittsverdiener kann sich ein in Deutschland hergestelltes Auto kaum noch leisten. Wir müssen von den Kosten runter, müssen wettbewerbsfähig bleiben.
Wir alle, Unternehmer wie Beschäftigte, brauchen nicht ständig neue Gesetze und komplexe Verordnungen, die unkalkulierbar sind, sondern sinnvolle, verlässliche und kontinuierlich verfolgte Ziele, damit wir planen und Entscheidungen treffen können. Ich hoffe sehr auf eine neue Bundesregierung, die das genauso sieht.
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Zur Person:
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Interview: Maja Becker-Mohr // Fotos: Gerd Scheffler
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Kontakt
ENGEL Elektroantriebe GmbH
Am Klingenweg 10
D-65396 Walluf
Deutschland
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