CEO-Interview mit Maik Manthey
„UNSERE STAPLER TEILEN SICH SELBST DIE ARBEIT EIN“
Wirtschaftszeitung AKTIV vom 8. Mai 2021
Chef-Interview - Maik Manthey von der Kion Group über schlaue Lagerlogistik
Frankfurt. Kion ist mit seinen Marken Linde Material Handling, Still, Baoli, und Dematic sowie mit mehr als 36.000 Beschäftigten ein führender Anbieter für Flurförderzeuge sowie Automatisierungs- und Software-Lösungen in Warenlagern. Rund um die Erde sind mehr als 1,6 Millionen Flurförderzeuge des Intralogistik-Konzerns im Einsatz. Und die sind zunehmend intelligent. aktiv sprach mit Maik Manthey, Leiter des digitalen Geschäfts der Kion-Gruppe, über schlaue Lagerlogistik, die dank boomendem Internethandel sehr gefragt ist.
Herr Manthey, warum brauchen wir schlaue Lagerlogistik?
Weil sie die Arbeit erleichtern, Zeit, Energie und Geld sparen. Mit einem automatisierten und vernetzten Lager hat man eine ganze Menge für die Energieeffizienz getan, denn es gibt dann reibungslosere Abläufe und weniger Leerfahrten. Die weltumspannenden Warenströme sind enorm, nicht zuletzt durch den rasant wachsenden Internethandel. Und egal, ob es um die Lieferung von Ersatzteilen in eine Werkstatt geht oder um schicke Kleidung für eine Privatperson: Nach der Bestellung erwartet der Kunde Schnelligkeit und Zuverlässigkeit. Und genau dabei helfen digitale Technologien: Von der Verwaltung über vollautomatische Warenlagerung bis hin zu intelligenten Gabelstaplern.
Was kann ein intelligenter Stapler?
Er kommuniziert mit den anderen Fahrzeugen und mit der Cloud, denn von dort bekommt er seine Aufträge. Er teilt sich die Arbeit selbst ein, und er entscheidet, wo und wann er seine Batterien wieder auflädt, weil er Auftragslücken erkennt und den Ladestand der anderen Fahrzeuge. In Kurven fährt er automatisch langsamer und bei Hindernissen bremst er. Deshalb bieten wir auch Sicherheitswesten für die Mitarbeiter an, die der Stapler erkennt und notfalls abstoppt. Zusätzlich vibrieren und blinken die Westen, um den Träger zu warnen. Die gibt’s übrigens auch als „Corona-Variante“, damit der Sicherheitsabstand von 1,5 Metern eingehalten wird.
Wie kommen Sie auf solche Ideen?
2018 haben wir hier in Frankfurt den „Digital Campus“ gegründet. Das ist unsere Innovationsschmiede, in der mit neuen Arbeits- und Denkweisen viele digitale Lösungen entstehen. Inzwischen wurde der Campus in den neuen, breiter aufgestellten Bereich Kion Digital integriert – mit zusätzlichen Arbeitskräften, neuen Expertisen und einem größeren Zuhause. Als Maschinenbau-Unternehmen kommen wir ursprünglich von Eisen, Stahl und Hydraulik. Aber die Zukunft liegt in der digitalen Welt. Unsere Leitidee ist „Make Digitalization happen“, also salopp: „Lass Digitalisierung zu“. Denn wir brauchen eine offene und neugierige Grundhaltung gegenüber neuen Technologien, damit Ideen sprudeln und deren Umsetzung beschleunigt wird. Letztlich geht es um mehr Effizienz und Mehrwert-schaffende digitale Lösungen für unsere Kunden.
Und Ihr Angebot kommt gut an?
Ja, trotz Corona war 2020 für uns nicht schlecht. Unsere durch Automatisierung und Software getriebenen Lösungen für die globalen Lieferketten haben sich als stabilisierender Faktor erwiesen. Der Umsatz lag 2020 bei 8,3 Milliarden Euro und wir haben im Pandemie-Jahr mit 9,3 Milliarden Euro den besten Auftragseingang der Firmengeschichte erzielt.
Wo sehen Sie für die Zukunft die größte Herausforderung?
Wenn wir Corona und die Weltpolitik mal außen vorlassen, haben wir auch so sehr viel zu tun. Nicht zuletzt durch Weiterbildung wollen wir möglichst jeden Mitarbeiter begeistern für die digitale Welt, die so unglaublich viele Möglichkeiten eröffnet. Und das wollen wir auch all unseren Kunden nahebringen. Also müssen wir dafür sorgen, dass mehr Kunden den Mehrwert erkennen, den sie durch die Digitalisierung haben. So können wir bei Fahrzeugen der neuesten Generation einen digitalen Zwilling anlegen. Das erleichtert unter anderem Wartungsarbeiten, denn Servicetechniker können bei Problemen teilweise auch aus der Ferne schneller und leichter helfen. Auf Wunsch analysieren wir auch die Daten, die die Geräte und Anlagen generieren. Daten sind wie Juwelen, die ihren Wert erst offenbaren, wenn man genau hinschaut.
Text: Maja Becker-Mohr
Zur Person: Maik Manthey
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