CEO-Interview mit Sven Schulz
„Vom Bagger bis zum Boot – alles vollelektrisch“
Wirtschaftszeitung AKTIV vom 31. Juli 2021
Chef-Interview: Sven Schulz von Akasol über innovative Batteriesysteme
Darmstadt. Führende Nutzfahrzeughersteller aus der ganzen Welt setzen auf die Hochleistungs-Batteriesysteme der Akasol AG in Darmstadt, damit auch Lkws und Bagger elektrisch fahren. Das Unternehmen ist einer der Pioniere der Branche. aktiv sprach mit dem Vorstandsvorsitzenden Sven Schulz über seine Begeisterung für die E-Mobilität.
Akasol war Solarmobil-Weltmeister und ist heute internationaler Technologieführer. Wie kam es dazu?
Akasol, das steht für Akademische Solartechnikgruppe, ist der Name eines Vereins, in dem Studenten an der Technischen Universität Darmstadt Konzeptfahrzeuge entwickelten inklusive Batteriesystemen. Damit wurden sie dreimal Solarmobil-Weltmeister. 2008 habe ich mit einigen von ihnen die Akasol GmbH gegründet und dank unseres Erfolgs zehn Jahre später an die Börse geführt.
Warum haben Sie damals schon in eine alternative Technologie investiert?
Mitte der 2000er-Jahre war für mich klar, dass der E-Mobilität die Zukunft gehört. Mein Familienunternehmen, die Schulz Group in Ravensburg, plant und entwickelt unter anderem Produktionsanlagen und Sondermaschinen für die Automobil-Industrie, darüber hinaus haben wir auch zwei Software-Unternehmen in unserer Gruppe, die sich sehr dynamisch entwickeln. Beim Verein Akasol haben wir damals im Jahr 2008 die richtigen Partner gefunden, um im Rahmen einer Ausgründung und in Verbindung mit unserer Finanzinvestition in die E-Mobilität einzusteigen.
Was ist das Besondere an Akasol?
Unser Grundgedanke ist eine effiziente umweltschonende Mobilität. Dafür entwickeln und produzieren wir Hochenergie- und Hochleistungs-Lithium-Ionen-Batteriesysteme für Busse, Bahnen, Nutzfahrzeuge, Schiffe und Boote. Wir können Serie, bieten aber auch maßgeschneiderte Lösungen für vollelektrische, hybride und auch Wasserstoff-Antriebe. Mit inzwischen über 30 Jahren Erfahrung sind wir Pionier in diesem Bereich. Über die Jahre haben wir alle unserer Systeme auf Herz und Nieren getestet, die Systeme kontrolliert in Brand gesetzt, Kurzschlüsse erzeugt, sie extrem durchgerüttelt und unzähligen elektrotechnischen Tests unterzogen. Deshalb sind unsere Systeme besonders sicher und zuverlässig, brauchen wenig Platz und verfügen über ein hervorragendes Thermomanagement.
Wie hat sich Akasol am Markt durchgesetzt?
Die ersten Jahre waren schwierig, weil der Markt noch nicht so weit war. Aber inzwischen haben wir uns zu einem stattlichen Unternehmen entwickelt und wachsen dynamisch weiter. Aktuell haben wir fast 400 Mitarbeiter weltweit, davon etwa 30 in Hazel Park in der Nähe von Detroit in den USA. Und wir schaffen an unseren drei deutschen Standorten ständig neue Stellen. Viele E-Busse, auch die in Darmstadt, fahren mit unseren Systemen. Bagger, Schiffe und zum Beispiel auch der Wasserstoff-Brennstoffzellen-Zug von Alstom. Zu unseren Kunden zählen die weltweit führenden Nutzfahrzeughersteller. 2021 gehen wir davon aus, dass wir den Umsatz im Vergleich zum Vorjahr (68 Millionen Euro 2020) deutlich steigern werden. Und nachdem Akasol vor wenigen Wochen von dem US-amerikanischen Automobilzulieferer BorgWarner übernommen wurde, haben wir noch bessere Wachstumschancen in Europa und Amerika.
Welche Rolle spielt Ihre neue Firmenzentrale, der Akasol-Campus?
Nach nur 15 Monaten konnten wir in Rekordzeit und planmäßig unser neues Headquarter in Darmstadt beziehen und hier gleichzeitig auch die vollautomatische Serienproduktion der ersten Batteriesysteme starten. Auf dem 20.000 Quadratmeter großen Areal ist ein Campus entstanden, der sicher zu AKASOLs dynamischem Wachstum beitragen wird. Ich bin sehr stolz drauf, denn unsere Gigafactory 1 wird tatsächlich die mit Abstand fortschrittlichste, modernste und größte Serienproduktionsstätte für Nutzfahrzeug-Batteriesysteme in Europa sein. Übrigens haben wir auf dem Firmenparkplatz auch 60 Ladepunkte für Elektrofahrzeuge eingerichtet. Für mich steht einfach fest: Die Zukunft ist elektrisch.
Sind Sie selbst auch elektrisch unterwegs?
Ja. Ich reise auf Langstrecken innerhalb von Deutschland fast ausschließlich mit dem Zug und habe einen vollelektrischen Firmenwagen von einem deutschen Hersteller. Letztlich sind wir alle gefordert, uns für mehr Nachhaltigkeit einzusetzen und Ressourcen bestmöglich zu schonen, um so gemeinsam dem Klimawandel entgegenzusetzen.
Warum sind Sie Mitglied bei HESSENMETALL?
Wir sind sehr gerne Mitglied bei HESSENMETALL, da uns der Austausch über aktuelle Themen einen großen Mehrwert bringt. Auch die Angebote sind sehr gut, sei es der arbeitswissenschaftliche Kontext bei der Gestaltung von Arbeitszeitmodellen oder das ausgeprägte Schulungsangebot, mit dem man immer auf dem neuesten Stand ist. Natürlich sind wir auch sehr froh über die arbeitsrechtliche Beratung und die damit in Verbindung stehenden kompetenten Ansprechpartner. Zudem schätzen wir die Möglichkeit, uns mit anderen Mitgliedsunternehmen aus dem Verband austauschen zu können – auch wenn das während der Corona-Pandemie nicht immer so einfach war.
Text: Maja Becker-Mohr
Zur Person: Sven Schulz
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