Unsere Loks tun viel für eine grünere Zukunft
Chef-Interview: Thomas Rendler, Site Managing Director am Traditions-Standort für Lokomotivbau in Kassel
Die Alstom Transportation Germany GmbH in Kassel ist Teil des weltweit aktiven Alstom-Konzerns mit 85 000 Mitarbeitenden und Standorten in 64 Ländern. Alstom bietet seinen Kunden das breiteste Produktportfolio der Branche. Dazu zählen Hochgeschwindigkeitszüge, U-Bahnen, Monorails und Straßenbahnen sowie schlüsselfertige Systeme und Service-Leistungen. Der Alstom-Standort Kassel entwickelt, produziert und repariert Lokomotiven. Im Mittelpunkt steht hier die Traxx-Lokomotivplattform und hier insbesondere die elektrischen Loks. Weit mehr als 2000 Traxx-Lokomotiven sind vorrangig europaweit, aber auch z. B. in Nordamerika, Südafrika oder Israel im Einsatz.
Seit wann besteht Ihr Unternehmen, wie viele Mitarbeitende beschäftigen Sie und was bietet Ihre Firma?
1848 rollte in dem von Georg Christian Henschel gegründeten Werk die erste Dampflokomotive aus dem Fabriktor, der sogenannte „Drache“ – wir haben also letztes Jahr den 175. Geburtstag des Kasseler Lokbaus gefeiert. 1905 begann die Produktion von Elektrolokomotiven, und 1947 startete der Bau von Diesellokomotiven. Mehr als 35.500 Lokomotiven wurden bis heute in Kassel produziert.
Die Firma Henschel war bis 1957 im Familienbesitz (und wurde übrigens bereits Ende des 19. Jahrhunderts sehr erfolgreich und zukunftsweisend von einer Frau, Sophie Henschel, geführt). Seitdem gab es mehrere Firmenübergänge, 2021 übernahm Alstom den Kasseler Standort. Hier sind heute ca. 650 Mitarbeitende in Produktion, Service und Büros beschäftigt.
Wie war Ihr bisheriger Werdegang?
Nach der Ausbildung als Lokomotiv-Führer im Jahr 1991 folgten zwölf Jahre als Ausbilder in der Bundeswehr und später ein Studium zum Diplom-Wirtschaftsingenieur. Dann war ich bei MTU in Ludwigsfelde angestellt, im Bereich der kontinuierlichen Verbesserung, und wechselte in Folge zu Bombardier Hennigsdorf in den LEAN-Bereich. Seit 2020 bin ich Werksleiter am Lokomotivbau-Standort Kassel, der sich seit 2021 unter dem Dach des Alstom-Konzerns befindet.
Was schätzen Sie daran, Geschäftsführer zu sein?
Ich schätze an der Aufgabe, eingebunden in die Konzernstruktur von Alstom die Geschicke des Standortes mitgestalten zu können.
Uns steht in Kassel ein großer Aufschwung bei den Produktionszahlen bevor. Das ist nur durch eine Weiterentwicklung der Infrastruktur insbesondere in der Werkshalle zu leisten. An dieser Weiterentwicklung haben wir in den letzten Jahren erfolgreich gearbeitet und tun es noch. Weiterhin geht auch am Lokbau die Digitalisierung nicht vorbei: nicht nur bei unseren Loks selbst, die hochmoderne Fahrzeuge sind, sondern auch bei deren Bau. Ich schätze am Lokbau, dass er spannend, nachhaltig und innovativ ist – und würde mich über viele weitere Mitarbeitende aus dem Bereich Ingenieurwesen, Mechatronik, Elektrik freuen!
Wie viel Freizeit haben Sie, und was machen Sie damit?
Am Wochenende pendle ich zu meiner Familie in der Nähe von Berlin – dann genieße ich die Zeit mit Frau und Sohn, bringe Haus und Garten auf Vordermann. Wenn ich dann noch Zeit übrig habe, angle ich leidenschaftlich gerne. Das tue ich auch im Urlaub bevorzugt. Mein größter Fang, ein Heilbutt, wog über zehn Kilogramm und knackte die Metermarke! Das Wasser hat meine Frau und mich auch auf unserer jüngsten Reise anlässlich unseres 20. Hochzeittags nicht losgelassen: Hier führte uns eine Kreuzfahrt nach Island.
Welches sind Ihrer Meinung nach die größten Herausforderungen für unsere Region und haben Sie Lösungsansätze?
Das ist eindeutig der Fachkräftemangel! Wie schon gesagt: Auch wir freuen uns über jeden und jede mit technischem Hintergrund, der oder die sich bei uns bewirbt.
Was konkret unternehmen Sie gegen den Fachkräftemangel?
Wir haben unsere Anzahl an Ausbildungsplätzen in diesem Jahr mehr als verdoppelt. So bieten wir dieses Jahr 25 Auszubildenden die Möglichkeit, bei Alstom ins Berufsleben zu starten. Des Weiteren rekrutieren wir vermehrt in inner- und außereuropäischen Ländern.
Welchen Trend beobachten Sie in Ihrer Branche?
Stichwort Klimawandel, Stichwort Verkehrswende, Stichwort Urbanisierung: Die Schienenverkehrsbranche ist weiter im Aufwind. Alstom setzt sich aktiv für eine kohlenstoffarme Zukunft ein, indem das Unternehmen innovative und nachhaltige Mobilitätslösungen entwickelt und fördert. Der Standort Kassel ist auf Elektro-Lokomotiven für elektrifizierte Strecken spezialisiert. An anderen Standorten werden auch Wasserstoff- oder Batteriezüge gebaut. Wir tun viel für eine grünere Zukunft – oder besser: Unsere Loks, aber auch das gesamte sonstige Portfolio von Alstom tun das!
Kontakt
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