CEO-Interview mit Thorben Wassmuth
30. Januar 2020
Geschäftsführer von Thorben Wassmuth – Metalltechnik, Burgwald-Bottendorf
Unser Interview-Format „Fragen an den Geschäftsführer" hat zum Ziel, Geschäftsführer mit ihren Unternehmen vorzustellen. Auf sieben Fragen werden Antworten auf wesentliche Einstellungen und Meinungen gegeben; persönlich, authentisch und unterhaltsam. An der Reihe, die sich im Abstand von zwei Monaten fortsetzt, können alle AGV-Mitglieder teilnehmen. Wir setzen die Serie fort mit Thorben Wassmuth. Er ist Geschäftsführer unseres Mitgliedsunternehmens Thorben Wassmuth – Metalltechnik in Burgwald-Bottendorf.
Herr Wassmuth, seit wann besteht Ihr Unternehmen, wie viele Mitarbeiter beschäftigen Sie, und was bietet das Unternehmen?
Das Unternehmen besteht in dieser Form seit Anfang 2016. Wir bieten verschiedenste Leistungen im Bereich der Metallverarbeitung und haben uns auf Blechteile spezialisiert. Laserschneiden, Abkanten, Fräsen, Schweißen, Pulverbeschichten und Montieren von Baugruppen gehört zu unserem Tagesgeschäft. Wir bieten diese Leistungen im Bereich der Lohnfertigung anderen Firmen deutschlandweit an. Wir haben jedoch ein „zweites Standbein“: wir stellen mit unseren Maschinen eigene Produkte, wie zum Beispiel Klingelstelen mit Zutrittskontrolle, Feuerschalen oder Briefkästen, her und verkaufen sie über unseren eigenen Onlineshop oder über Amazon. Aktuell beschäftigen wir 26 Mitarbeiter.
Wie sind Sie zum Geschäftsführer geworden? Wie war Ihr bisheriger Werdegang?
Nach der Technikerschule im Jahr 2012 startete ich mit ersten Überlegungen zu Thorwa, Produkte rund um Haus und Garten anzubieten. Zunächst kaufte ich nur Produkte an und verkaufte diese wieder. Mit der Zeit stellte sich heraus, dass es wesentlich sinnvoller ist, diese Produkte selbst herzustellen. Seit 2016 betreibe ich Thorwa in Vollzeit. Wir haben in 2016 und 2017 viel in Maschinen, wie z. B. in eine Laserschneidanlage, Abkantpresse, in Pulverbeschichtung etc. investiert. Im Jahr 2018 haben wir dann mit der Lohnfertigung von Blechteilen angefangen. Ziemlich schnell kamen wir an räumliche Grenzen und haben dann eine kleine Halle für Verwaltung, Konstruktion, Versand und Endmontage angemietet. Aktuell bauen wir eine neue moderne Produktionshalle mit Büroteil im Gewerbegebiet Frankenberg/Burgwald. Hier wollen wir unsere betrieblichen Prozesse verbessern sowie unseren Kunden noch bessere Qualität und kürzere Lieferzeiten anbieten.
Was schätzen Sie daran, Geschäftsführer zu sein?
Seitdem ich selbstständig bin, hat sich vieles in meinem Leben verändert. Ich schätze die freie Einteilung der Arbeitszeit, wobei es eigentlich eher so ist, dass man als Selbstständiger immer arbeitet oder zumindest mit den Gedanken an der Arbeit ist. Je größer unser Unternehmen gewachsen ist, desto mehr Herausforderungen kamen auf mich zu. Ich habe ein Bild vor Augen, wo ich unser Unternehmen in ein paar Jahren sehe. Es macht mir viel Freude, an diesem Ziel zu arbeiten und zu sehen, wie wir uns Schritt für Schritt diesem etwas nähern. Zudem ist jeder Tag anders. Es kommt nie Langeweile auf. Als Geschäftsführer arbeitet man in allen Bereichen des Unternehmens mit.
Wie viel Freizeit haben Sie und was machen Sie damit?
Bis vor ca. einem Jahr hatte ich so gut wie gar keine Freizeit. Mittlerweile haben wir zum Glück verschiedene Abteilungsleiter, auf die man sich verlassen kann und die sehr viele Aufgaben übernehmen. Ich arbeite im Durchschnitt ca. 10 Stunden am Tag, wobei ich mir die jedoch auch frei einteile. Manche Aufgaben erledigt man zum Beispiel besser abends in Ruhe oder auch mal an einem Samstag. Die verbleibende Freizeit wird dann - denke ich bei den meisten ganz typisch - genutzt, um zum Beispiel abends zusammen mit der Partnerin zu kochen, zu lesen oder einzukaufen.
Welches sind Ihrer Meinung nach die größten Herausforderungen für unsere Region und haben Sie Lösungsansätze?
Die größten Herausforderungen sind meiner Ansicht nach die Digitalisierung, die bei vielen Betrieben noch nicht mal begonnen hat und die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland. Viel Bürokratie und Überregulierung machen es Gründern schwer und kosten auch den etablierten Unternehmen viel Kraft. Kleine Betriebe bis 50 Mitarbeiter sind aber überproportional betroffen. Bezüglich der Digitalisierung haben wir eine Digitalagentur namens Trendinvent.de gegründet. Mit einem Team aus Mediengestaltern, Programmierer und Controllern unterstützen wir andere Unternehmen bei der Digitalisierung betrieblicher Prozesse. Auch wir haben in unserem Betrieb einiges digitalisiert. Unsere Kunden können jetzt sogar 3D STP Daten aus ihrer Konstruktionssoftware direkt auf unserer Internetseite hochladen und erhalten innerhalb weniger Sekunden ein Angebot. Die Einkäufer müssen nicht mehr warten. Wir können die so gewonnene Zeit sinnvoll anderweitig nutzen.
Warum sind Sie Mitglied im Arbeitgeberverband geworden, und was schätzen Sie besonders am AGV?
Für uns als kleines Unternehmen waren zunächst viele arbeitsrechtliche Fragen der Grund, um Mitglied im AGV zu werden. Da ging es zum Beispiel um Gehaltsmodelle oder ganz grundlegende Themen wie Arbeitsverträge. Auch der Austausch mit anderen Kollegen während der Veranstaltungen des AGV, aber auch die Themen sind sehr interessant.
Wie könnte man Ihrer Meinung nach den Unternehmergeist bei Jugendlichen wecken?
Ich denke, jeder Mensch ist im tiefsten Inneren Unternehmer. Auch das Managen einer Familie basiert im Grunde auf ähnlichen Tätigkeiten. Einige Menschen sehen die Sicherheit und die festen Strukturen einer Festanstellung als überwiegenden Vorteil an. Oft ist auch der gesellschaftliche Druck und die Angst vor dem Scheitern ein wichtiger Punkt. Man sollte versuchen, dieses Mentalitätsproblem der Deutschen in den Griff zu bekommen. Viele große Firmen haben auch mehrere Anläufe gebraucht oder zunächst verschiedenste Geschäftsbereiche ausprobiert. Aus den Fehlern und den Erfahrungen lernt man.
Vielen Dank, Herr Wassmuth!
Das Interview führte Frauke Syring, M.A.
Arbeitgeberverband HESSENMETALL Nordhessen
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