Intrinsische Motivation und verantwortungsvolles Wirtschaften
Führung übernehmen in Politik und Wirtschaft: Tanja Gönner
Im inzwischen 4. Online-Event des HESSENMETALL Netzwerks Frauen in Führungspositionen am 11.11.2021 haben 34 Mitglieder Tanja Gönner – Vorstandssprecherin der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit GmbH (GIZ) – als Ehrengast in ihrer virtuellen Jahresabschlussveranstaltung begrüßt. Die Community knüpfte im moderierten Austausch an verschiedene Fragen an, die die Teilnehmerinnen im Verlauf des Netzwerkgründungsjahrs immer wieder beschäftigten. Außerdem hatten sie Gelegenheit dazu, ihre Interessen um Gönners besondere Perspektive zu erweitern und ihr Fragen zu ganz konkreten Situationen aus dem Arbeitsleben zu stellen.
Gleich zu Beginn des Events setzten Isabelle Himbert, Geschäftsführerin Arno Arnold GmbH, und Sabine Stoll Wewior, HESSENMETALL-Referentin Bildung, als Moderatorinnen und Projektleiterinnen, Akzente, um die entscheidenden Fragestellungen aus der Mitgliedschaft aufzugreifen und zwischen ihnen und Tanja Gönners bemerkenswertem Werdegang eine Brücke zu schlagen: „Tanja Gönner – Sie haben wirklich einen spannenden Lebenslauf und wertvolle Erfahrungen als Führungskraft in Politik und Wirtschaft sammeln dürfen“, eröffnete Isabelle Himbert die Veranstaltung.
„Ins Berufsleben sind Sie mit dem zweiten Staatsexamen als Rechtsanwältin in einer Kanzlei gestartet. 2002 wurden Sie zur Abgeordnete des deutschen Bundestags gewählt und später unter anderem Sozialministerin, Umweltministerin und schließlich Ministerin für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes Baden-Württemberg“, sagte Himbert. „2012 sind Sie von der Politik in die Wirtschaft gewechselt und seitdem Vorstandssprecherin der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit GmbH (GIZ), die als Dienstleister der internationalen Zusammenarbeit für nachhaltige Entwicklung und internationale Bildungsarbeit agiert. Es scheint, als sei es seit Langem Ihre tägliche Aufgabe, unterschiedliche Interessen in sensiblen Kontexten auszuhandeln – und das interessiert unser Netzwerk natürlich besonders“, erklärte sie. Sich mit Personen in ähnlichen Positionen austauschen Tanja Gönner schloss mit einem pointierten Impuls an und stellte schnell die Bedeutung von Networking indiesem Zusammenhang heraus: „Man braucht vor allem immer jemanden, um sich auszutauschen, einen Rat einzuholen und sich gegenseitig zu stärken“, bestätigte sie. „Runden, wie dieses Netzwerk hier, sind wichtig, um mit Personen in ähnlichen Positionen besprechen zu können, was einem auf der Seele brennt, schwierige Situationen mit Distanz zu bewerten und beispielsweise zu reflektieren, warum eine Person wie handelt – und zwar ohne dabei in die Falle zu tappen, sich provozieren zu lassen, sondern ganz imGegenteil, das Netzwerk als geschützten Rahmen zur Übung zu nutzen“, berichtete Gönner. In Anlehnung an entscheidende Erfahrungen aus ihrer Zeit als Juristin betonte sie im weiteren Verlauf, dass jene Strategie auch generell in Verhandlungssituationen essentiell ist. Es käme darauf an, sein Gegenüber als Person genau zu kennen und in Gesprächen noch genauer zuzuhören, gleichzeitig allerdings authentisch zu bleiben.
Teilhabe einfordern
Auf Nachfrage aus dem Plenum hin ging Tanja Gönner später unter anderem auch explizit auf das Thema Frauenquote ein: „Durch meine unterschiedlichen Positionen habe ich im Laufe von 30 Jahren meine Perspektive verändert und muss leider sagen, an wenigen Stellen hat sich die Anzahl an Frauen in Führungspositionen erhöht, trotz mehrerer Generationen an bestausgebildeten Frauen! Auch hier komme ich wieder auf eine gefährliche Falle zu sprechen: Die Frauenquote reduziert mich, als Frau, nicht auf mein Geschlecht, sondern fordert die Teilhabe ein, die mir zusteht.“
Laut Gönner ist die Frauenquote wichtig, um verstärkte Beteiligung von gut ausgebildeten Damen in allen Bereichen fest auf die Tagesordnung zu setzen, denn sie habe immer wieder erlebt, sowohl in der Politik als auch in der Wirtschaft, dass für die Besetzung von Führungspositionen schon im Vorfeld viel zu wenig Frauen angesprochen werden. „Und dann heißt es wieder, die Frauen wollen nicht!“, erzählte sie und gab den Tipp: „Wenn es um den nächsten Karriereschritt geht, beantworten Sie die eigenen Fragen mit ‚Ja, ich kann das, ja ich will das und ja, mir wird das, was ich tue, Spaß machen'. Und wenn Sie in einer Führungsposition angekommen sind, helfen Sie anderen Frauen auf ihrem Weg weiter! Was glauben Sie, wie oft ich als einzige Frau in Gremien saß!? Aber es ändert sich immer etwas, Schritt für Schritt. Wir müssen alle immer wieder zusammen daran arbeiten.“
Führung in Zeiten des Wandels
Zum Abschluss kam Sabine Stoll Wewior nochmal speziell auf die Verbindung von Tanja Gönners Input zur Metall- und Elektro-Industrie zu sprechen: „Gibt es Ihrerseits noch Punkte, die Sie unseren weiblichen Führungskräften aus der M+E-Industrie mitgeben wollen? Zum Beispiel, wenn wir an die aktuellen Herausforderungen in dieser Branche denken, die gerade vom strukturellen, ökologischen und digitalen Wandel geprägt ist?“ Hier sah Gönner das Verständnis von und den Umgang mit Veränderungsmanagement als zentral und hob die Bedeutung der internen und externen Kommunikation solcher Transformationsprozesse hervor: „Um Veränderung zu gestalten, müssen wir kommunizieren und vermitteln. Insbesondere Frauen können wegen ihrer hohen Sozialkompetenz und mit ihrem freundlichen Charme sehr gut als Vermittlerinnen agieren und auch Grenzen aufzeigen. Führung bedeutet an dieser Stelle Klarheit im Wandel zu kommunizieren, zuzuhören und jetzt das zu gestalten, worauf ich in Zukunft stolz bin.“
Weitere Infos zum Netzwerk und zur Mitgliedschaft finden Sie hier.
Redaktion und Text: Talisa Dean