Die erste Ära des Metallarbeitgeberverbandes findet ein jähes Ende
1926 wurden die Arbeitsgerichte als neue Instanzen verselbstständigt und mit ihnen enstand ein neues Aufgabenfeld für den mittelhessischen Arbeitgeberverband. Der Deutsche Richterbund und der Deutsche Anwaltsverein wetterten gegen die „Laienrichter“, gemeint waren damit die Vertreter der Arbeitgeber- und Arbeitnehmervereinigungen. Außerdem monierten sie, dass „die Unabhängigkeit und Unparteilichkeit des Richterspruchs durch wirtschaftliche und politische Bedingtheit ersetzt werden“. Nichtsdestotrotz wurden 1927 auch in Dillenburg, Wetzlar und Limburg Arbeitsgerichte geschaffen. Der mittelhessische Metallarbeitgeberverband entsendete fortan dorthin Beisitzer.
Neue Aufgaben und Instanzen in den Zwanzigerjahren
Außerdem saßen einige mittelhessische Metallindustrielle gemeinsam mit Arbeitnehmervertretern und öffentlichen Körperschaften im neu geschaffenen Verwaltungsausschuss der Arbeitsämter. Unter ihnen waren auch Dr. Hugo Bangert*, Syndikus der Buderus´schen Eisenwerke, sowie der Fabrikat Arthur Pfeiffer, der Gründer von Pfeiffer Vacuum.
1928 und 1929 stieg die Arbeitslosigkeit im Zusammenhang mit der Weltwirtschaftskrise in bisher unbekannte Höhen. Diese sozialen und gesellschaftlichen Verwerfungen beschleunigten den Aufstieg der NSDAP. Die Nationalsozialisten zerschlugen kurz nach ihrer Machtübernahme die freien Gewerkschaften. Auch in Wetzlar wurden am 2. Mai 1933 die Gewerkschaftshäuser besetzt. Die Arbeitgeberverbände waren den Faschisten ebenfalls ein Dorn im Auge und so erzwangen sie deren Auflösung. Am 22. Dezember 1933 musste schließlich der Arbeitgeberverband für Lahngau und Oberhessen seine Liquidation einleiten. Die erste Ära des Verbandes fand somit ein jähes Ende.
Neustart nach dem Zweiten Weltkrieg
Der Zweite Weltkrieg hatte verheerende Schäden in Mittelhessen angerichtet. Viele Firmen wurden bombardiert und die Infrastruktur war zusammengebrochen. Auch das ehemalige Verbandshaus in Gießen fiel den Bombenangriffen der Alliierten zum Opfer. Nach dem Kriegsende setzte ein langsames Wiederaufleben der Wirtschaft ein. Bereits 1947 arbeiteten wieder rund 10.000 Menschen in der Wetzlarer Metall- und Elektroindustrie. Die US-amerikanische Militärregierung erlaubte im selben Jahr die erneute Bildung von Arbeitgeberverbänden. Am 29. Oktober wurde der Arbeitgeberverband der hessischen Metall- und Elektroindustrie in Frankfurt am Main gegründet. Auch einige Mittelhessen, darunter Dr. Ing. Eberhard Jung (Burger Eisenwerke), Franz Grosser (Buderus´sche Eisenwerke) und Dr. Henri Dumur (Ernst Leitz GmbH) gehörten zu den Gründungsvätern. 1950 wurde schließlich die bis heute bestehende Bezirksgruppe mit Sitz in Wetzlar ins Leben gerufen.
*Dr. Hugo Bangert war von 1919 bis 1930 als Syndikus und Leiter der wirtschafts- und sozialpolitischen Abteilung für die Buderus´schen Eisenwerke tätig. Außerdem engagierte er sich im Arbeitgeberverband als Vorsitzender der Ortsgruppe Wetzlar. Von 1930 bis 1934 war Bangert der Bürgermeister von Wetzlar. Ab 1939 arbeitete er für die Burger Eisenwerke. Zudem beschäftigte er sich als Hobbyhistoriker mit der Geschichte der mittelhessischen Montanindustrie.