Ausbildungsumfrage 2023
Viele unbesetzte Stellen in Mittelhessen
Die Situation auf dem Ausbildungsmarkt der Metall-, Elektro- und IT-Industrie in Mittelhessen bleibt weiterhin angespannt, wie die jährliche Ausbildungsumfrage des Arbeitgeberverbands HESSENMETALL zeigt. Im Vergleich zum Vorjahr zeigt die Umfrage deutlich, dass es keine Entspannung gegeben hat: Gaben 2022 noch 54,5 Prozent der heimischen Unternehmen an, nicht alle Stellen besetzt haben zu können, liegt der Wert aktuell mit 57,6 Prozent sogar noch höher. „Vor dem Hintergrund der umfangreichen Anstrengungen ist die Quote enttäuschend. Die Betriebe unternehmen und investieren immer mehr für eine attraktive Berufsausbildung, können aber trotzdem nicht annähernd genug Auszubildende gewinnen. Mit Blick auf unseren Wirtschaftsstandort Mittelhessen und dem nötigen Fachkräftenachwuchs sehe ich daher große Probleme auf uns zukommen“, so Sascha Drechsel, Geschäftsführer von HESSENMETALL Mittelhessen.
Angesichts der anstehenden Landtagswahl wird Drechsel auch in Bezug auf das Bildungssystem deutlich: „Wenn alleine 60 Prozent unserer befragten Unternehmen wegen mangelnder Vorbildung auf eigene Kosten Förderunterricht für Auszubildenden anbieten, läuft etwas falsch. Und wenn aktuelle Studien zeigen, dass ein großer Teil der Viertklässler in Hessen Minimalstandards bei Rechnen, Lesen und Schreiben nicht erfüllen kann, frage ich mich, wohin uns dies in Zukunft noch führen soll. Die Wirtschaft kann nicht alles auffangen. Mit Blick auf die Landtagswahl erwarten wir von der künftigen Landesregierung daher einen klaren Fokus auf die grundlegenden Kulturtechniken Lesen, Schreiben, Rechnen und auf den Umgang mit digitalen Medien. Wenn schon diese Grundlagen nicht sitzen, befeuern wir sehenden Auges den Fachkräftemangel!“
Politischen Forderungen nach einer Ausbildungsgarantie auf Landesebene begegnet der Geschäftsführer daher auch deutlich: „In diesen Zeiten eine umlagefinanzierte Ausbildungsgarantie einführen zu wollen und Betriebe, die keine oder keine passenden Bewerbungen erhalten, dafür auch noch Strafe zahlen zu lassen, wie in einzelnen Parteiprogrammen gefordert, ist grundfalsch. Wir brauchen ein Schul- und Bildungssystem mit Fokus auf Qualität und Anspruch.“
Die aktuelle Befragung zeigt weiterhin, dass der Großteil der Unternehmen in den letzten Jahren bereits umfangreich auf die schwierige Situation am Ausbildungsmarkt reagiert und neue Maßnahmen eingeführt hat – von Angeboten für Auslandsaufenthalte, Fahrtkostenzuschüsse, bis hin zu Zurverfügungstellung von IT zur privaten Verwendung. Zunehmend an Bedeutung gewinnt sowohl bei Unternehmen als auch bei Azubis das Thema „Nachhaltigkeit“: Mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen richtet sich bereits gezielt nachhaltig aus und kommuniziert dies bei der Ausbildungsbewerbung aktiv.
Ein erfreuliches Ergebnis der Umfrage ist, dass lediglich in der Region Mittelhessen trotz der angespannten Lage 96% der befragten Betriebe planen im kommenden Ausbildungsjahr gleich viele oder sogar mehr Ausbildungsplätze anzubieten.