"Damit die Sozialversicherungsbeiträge nicht über die magische 40 Prozent-Grenze steigen, sind weitere Steuerzuschüsse notwendig oder Reformen."
Das Interview-Format "Fragen an den Geschäftsführer/CEO des Monats" hat zum Ziel, Geschäftsführer mit ihren Unternehmen vorzustellen. Auf sieben Fragen werden Antworten auf wesentliche Einstellungen und Meinungen gegeben; persönlich, authentisch und unterhaltsam. An der Reihe, die sich im Abstand von zwei Monaten fortsetzt, können alle AGV-Mitglieder teilnehmen.
Seit wann besteht Ihr Unternehmen, wie viele Mitarbeiter beschäftigen Sie und was bietet Ihre Firma?
Die BKK Herkules wurde 1888 als Betriebskrankenkasse der Firma Wegmann (damals noch BKK Wegmann) in Kassel gegründet. Die Umfirmierung in BKK Herkules erfolgte im Jahr 2001. Wir sind eine gesetzliche Kranken- und Pflegekasse.
Wir übernehmen alle medizinisch notwendigen Leistungen und haben dazu ein breites Angebot an zusätzlichen Präventionsmaßnahmen, die von uns unterstützt werden. Die BKK Herkules ist eine Solidargemeinschaft, damit kommen alle Leistungen unseren Versicherten zugute – unabhängig von den Beiträgen, die sie zahlen. Unsere BKK ist in der Region Kassel stark verankert und rund 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kümmern sich um die Belange unserer Kunden.
Wie war Ihr bisheriger Werdegang?
Nach meiner Ausbildung als Sozialversicherungs-Fachangestellten habe ich ein Studium an der Hochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung absolviert. Daran anschließend habe ich bei verschiedenen Krankenkassen in unterschiedlichen Bereichen Erfahrungen gesammelt, bis ich schließlich 1994 bei der BKK Wegmann begonnen habe. Seit 1999 bin ich dort Vorstand und durfte in meiner Rolle den Weg der BKK Wegmann zur BKK Herkules aktiv mitgestalten.
Was schätzen Sie daran, Geschäftsführer zu sein?
Bei den gesetzlichen Krankenkassen gibt es keine Geschäftsführer mehr, wir sprechen hier von Vorständen. Ich schätze an meiner Arbeit die Vielschichtigkeit der Tätigkeiten. Dies bringt eine große Abwechslung in der täglichen Arbeit und die Möglichkeit, Veränderungen anzustoßen und umzusetzen. Wenn ich ehrlich bin, dann brauche ich diese Abwechslung: das Reindenken in die verschiedenen Prozesse, das strategische Denken und damit verbunden das Vorantreiben von Veränderungen, um zukunftsfähig aufgestellt zu sein.
Wie viel Freizeit haben Sie, und was machen Sie damit?
Die wenige Freizeit die ich habe, verbringe ich am liebsten mit meiner Familie. Ich brauche einen Mix aus Ruhe (lesen) und Aktivität. Meine sportliche Leidenschaft gehört dem Golf spielen, im Winter darf es dann gerne auch mal in die Berge zum Skifahren gehen. Meine Frau und ich lieben es, mit unserem Hund stundenlang durch Wald und Wiesen zu spazieren. Außerdem reisen wir sehr gerne.
Welches sind Ihrer Meinung nach die größten Herausforderungen für unsere Region und haben Sie Lösungsansätze?
Die größte Herausforderung, nicht nur in unserer Region, ist der demographische Wandel. Der Fachkräftemangel wird in den nächsten Jahren zunehmen und es stellt sich damit auch die Frage, wie unser Sozialstaat finanziert werden kann. Spätestens ab 2023 stellt sich die Frage der Finanzierung der gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung. Die Gesetzgebung der letzten Regierung führt zu sehr hohen Leistungsausgaben und damit zu steigenden Beiträgen. Damit die Sozialversicherungsbeiträge nicht über die magische 40 % Grenze steigen, sind weitere Steuerzuschüsse notwendig oder Reformen. Auch bei den gesetzlichen Kranken- und Pflegekassen müssen nachhaltige und zukunftsorientierte Ansätze zum Tragen kommen.
Warum sind Sie Mitglied im Arbeitgeberverband geworden, und was schätzen Sie besonders am AGV?
Wir sind seit einigen Jahren Mitglied im Arbeitgeberverband, weil wir von deren Leistungen überzeugt sind. Sehr schätze ich die gute rechtliche Beratung im Arbeitsrecht aber auch die Vernetzung über den AGV mit anderen Betrieben in der Region finde ich sehr gut. Auch werden vom AGV aktuelle Themen, wie z.B. das Thema „Nachhaltigkeit“ proaktiv angegangen und praktische Hilfestellungen in der täglichen Arbeit gegeben.
Wie könnte man Ihrer Meinung nach den Unternehmergeist bei Jugendlichen wecken?
„Fordern und fördern“ umschreibt es für mich am besten. Die Zeiten wandeln sich, viele Jugendliche haben eine starke Meinung und Ideen, wie sie Zukunft gestalten wollen. Unsere Aufgabe liegt darin, ihnen Gehör zu schenken, sie anzuleiten und zu unterstützen. Auf der anderen Seite sollten die Jugendlichen auch unserer „älterer Generation“ zuhören und vielleicht auch mal einen Ratschlag annehmen. Wir alle müssen offen sein, um altbewährtes mit neuem zu kombinieren.
Vielen Dank!
Das Interview führte Frauke Syring, Referentin Presse, Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit, HESSENMETALL Nordhessen.
Näheres zum Unternehmen BKK Herkules