KI-Sprachtechnologie hilft bei Datenflut und filtert Kundenfeedback
Erik Kaiser und Johannes Daxenberger von SUMMETIX im Interview
SUMMETIX entwickelt eine B2B-Software, die Unternehmen dabei unterstützt, entscheidungsrelevante Information 1000-mal schneller als bisher möglich zu verarbeiten und Produktprobleme bis zu 3 Jahre früher zu identifizieren. Das Startup hilft großen Unternehmen der Konsumgüter- und Automobilindustrie mittels künstlicher Intelligenz frühzeitig Einblicke in relevantes Kundenfeedback zu erlangen.
Wieso und wann habt ihr SUMMETIX gegründet? Welche Idee steckt dahinter?
Unser Team hat sich an der TU Darmstadt kennengelernt, wo auch die Idee zur Gründung entstand. Dort haben wir bereits seit 2017 unter dem Label „ArgumenText“ intensive Forschung rund um das Thema „Argument Mining“ betrieben und von Anfang an mit großen Unternehmen zusammengearbeitet. Den Prototyp von damals haben wir dann nach der Ausgründung im Jahr 2021 in ein SaaS-Produkt überführt. Wir möchten die führende Plattform für Consumer Intelligence werden und es unseren Kunden so einfach wie möglich machen, Feedback aus allen relevanten Kanälen in ihr Reporting, in ihre Produktentwicklung sowie in ihre Marketing-Strategie zu integrieren und das mit wenigen Klicks.
Was ist das Alleinstellungsmerkmal von euch im Vergleich zu euren Wettbewerbern?
Wir filtern und aggregieren das relevante Feedback aus verschiedenen Kanälen mit sehr unterschiedlicher Datenqualität (Social Media, News, direktes Kundenfeedback) mit einer einheitlichen Technologie, die auf Argument Mining (Erkennung von stichhaltigen Aussagen mit Produktbezug) basiert. Unseren Kunden bietet das vor allem den Vorteil, dass innerhalb kürzester Zeit und mit minimaler manueller Arbeit Ad-hoc Insights aus allen Kanälen und zu sämtlichen Fragestellungen rund um die eigenen Produkte gewonnen werden können. Gleichzeitig stellen wir durch fortlaufende automatisierte Beobachtung von Feedback-Strömen sicher, dass keine wesentliche Änderung übersehen wird.
Für welche Branchen ist eure Lösung besonders interessant?
Wir arbeiten primär für große internationale Unternehmen in der Konsumgüter- und Automobilindustrie. Aber auch im wissenschaftlichen und öffentlichen Umfeld haben wir Kunden, beispielsweise in der städtischen Verwaltung sowie Energieversorger.
Mit welchen Unternehmen habt ihr bereits zusammengearbeitet und wie war deren Feedback zu eurer Idee?
Unsere größten Kunden stammen aus dem Automobilbereich (Marketing und Produktentwicklung). Dort haben wir in der Regel eine große Offenheit gegenüber neuen Technologien. Vor allem die Möglichkeit Daten aus vielfältigen Kanälen und mit Mitteln wie einem Chatbot zu „befragen“, ist dort auf positive Resonanz gestoßen. Das Onboarding in unserem Expert-Tool erfordert in begrenztem Umfang Training durch erfahrene Anwenderinnen oder Anwender.
Wir bieten für die Beantwortung von E-Mail-Anfragen aber auch eine alternative Variante unseres Produkts („SABINE“). Diese kommt überwiegend im Umfeld von städtischen Verwaltungen zum Einsatz und ist dort auf sehr positive Resonanz gestoßen.
Was können eurer Meinung nach die klassischen Industrieunternehmen von Startups lernen und umgekehrt?
Als junges Startup ist es das Wichtigste, einen hohen Product-Market-Fit zu finden und zu halten. Aufgrund des massiven Wettbewerbs im Bereich KI erfordert das ein extrem hohes Maß an Kundenorientierung bei gleichzeitiger ständiger Weiterentwicklung des Produkts, um Alleinstellungsmerkmale zu halten. Diese Mischung aus Customer Centricity und Product Innovation fehlt manchem Industrieunternehmen. Umgekehrt sind wir bei den großen Industrieunternehmen immer auf der Suche nach neuen Vertriebsideen und Partnerschaften. Auch bei den Organisations- und Prozessstrukturen können wir noch dazulernen.
Wo seht ihr zukünftig die größte Herausforderung in eurer Branche? Welche Lösungen bietet Ihr dafür an?
Viele Unternehmen zögern oder haben Schwierigkeiten, KI gewinnbringend einzusetzen. Auch wenn die LLM-Welle viele neue Möglichkeiten bringt, bleibt die Einbindung von Tools in den Geschäftsalltag unserer Kunden eine Herausforderung (Stichwort: „Yet another Tool …“). SUMMETIX bietet Lösungen, die KI dort einsetzen, wo es wirklich Arbeit abnimmt (zum Filtern und Zusammenfassen von Daten) aber ohne dabei den Menschen zu ersetzen oder zu „umgehen“. Die Interpretation und Ableitung von Handlungsempfehlungen bleibt beim Anwender oder der Anwenderin.
Wie viele Mitarbeiter/-innen beschäftigt ihr derzeit?
Knapp 10.
Welche Standortvorteile gibt es für Summetix im Rhein-Main-Gebiet?
Das Rhein-Main-Gebiet bietet eine Mischung aus hervorragend ausgebildeten Arbeitnehmer/-innen (durch die Hochschulen) und großen innovativen B2C-Unternehmen, die unseren Kundenkreis bilden. Außerdem kommt man von Frankfurt auch schnell in den Rest Deutschlands sowie nach London, wo unser zweites Standbein ist.
Warum seid ihr Mitglied im Arbeitgeberverband HESSENMETALL Rhein-Main-Taunus geworden?
Aufgrund von Empfehlungen. Wir sehen großes Potenzial in der lokalen Vernetzung von etablierten Unternehmen und Startups.