KI-Tool revolutioniert Entscheidungsprozesse in Unternehmen

Felix Beissel und Maximilian Hahnenkamp von Scavenger AI im Interview

Frankfurt am Main. Scavenger AI ist eine Software, die Unternehmen einfachen Zugang zu ihren Daten ermöglicht. Mitarbeiter können Fragen in natürlicher Sprache stellen und erhalten in wenigen Sekunde klare Antworten mit Analysen und Visualisierungen - ganz ohne technisches Know-how. So wird datenbasiertes Arbeiten für 100 % der Mitarbeiter zugänglich, um schnell und präzise Entscheidungen treffen.

Wieso habt ihr Scavenger AI gegründet? Welche Idee steckt dahinter?

Felix Beissel: Max und ich hatten das Problem früher selbst oft im Arbeitsalltag und haben das mittlerweile mit über 300 Unternehmen validiert, die uns sagen, dass sie Milliarden Datenpunkte haben. Es fehlt aber an Zeit und an Ressourcen, um daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen.

Max Hahnenkamp: Das ist natürlich ein riesiges Problem für jedes Unternehmen, wenn ich Entscheidungen treffen will, aber nicht die nötigen Insights in meine Daten habe oder es ewig dauert, um sie mir zu besorgen.

Felix: Mit Scavenger wollen wir es allen Mitarbeitenden im Unternehmen ermöglichen, direkt Insights aus den Daten zu gewinnen ohne sich mit dem Thema Datenbanken, SQL oder komplexer Statistik auskennen zu müssen. Deshalb haben wir Scavenger AI gegründet. Seit kurzem sind wir auch Preisträger des Hessischen Gründerpreises 2024.

Was ist das Alleinstellungsmerkmal von euch im Vergleich zu euren Wettbewerbern?

Max: Wir sehen unsere Hauptwettbewerber im Business/Decision Intelligence Sektor. Bei klassischen BI-Lösungen, wie z.B. Power BI muss ich aber genau wissen, was ich sehen will. Dann muss ich es programmieren, ein Dashboard bauen und mir schließlich die Insights aus dem ziehen, was ich gerade gebaut habe. Und das trotz Co-Pilot, der häufig sehr teuer dazugekauft werden muss und bei relationalen Datenbanken selten überzeugt.

Felix: Ja genau, jedes Mal wenn ich etwas mehr in die Tiefe gehen will oder etwas zusätzlich sehen will, muss ich den Prozess neu starten oder diejenigen Leute in der Firma fragen, die sich damit auskennen, ob sie mir die Informationen liefern können. Das sind aber meistens nicht mehr als 5 % des Teams.

Max: Mit Scavenger ist das viel einfacher. Du stellst der Software einfach deine Frage, und sie berechnet dir automatisch eine klare Antwort und erstellt direkt eine Visualisierung dazu. Außerdem kannst du zusätzliche Dokumente wie Marktberichte oder Strategie-Dokumente hochladen, um deine Daten in den passenden Kontext zu setzen. Kein Programmieren, kein Dashboard-Bauen, kein Wiederholen - nur direkte Antworten auf die Business-Fragen.

Felix: Zusätzlich ist das dann auch noch DSGVO-konform und reproduzierbar, denn der gesamte Code hinter jeder Abfrage ist für die Nutzer immer transparent.

Für welche Branchen ist Euer Produkt besonders interessant?

Felix: Gerade im produzierenden Mittelstand sehen wir große Erfolge, da die Unternehmen wirklich viele Daten haben, aber noch keine großen Data Science-Abteilungen.

Max: Definitiv. Speziell hier ist Kosteneffizienz ein großes Thema und unser Tool kann in den Datenbanken recht schnell Potenziale erkennen, ohne große Setup-Kosten.

Mit welchen Unternehmen habt ihr bereits zusammengearbeitet und wie war deren Feedback zu Eurer Idee?

Max: Wir haben relativ industrieagnostisch begonnen, bevor wir den Mittelstand lieben gelernt haben. Da war alles dabei: vom internationalen Großkonzern bis hin zum Fußballverein.

Felix: Die Resonanz, die wir jetzt bekommen, ist gut, da wir den Mittelstand und die Probleme verstehen. Gleichzeitig hilft unser Tool den Kunden auch, deren Daten intern zu standardisieren, denn dadurch bekommt man noch bessere Analysen.

Max: Auf jeden Fall! Wir probieren hier so nahe bei den Kunden zu sein, wie es geht und freuen uns immer, wenn jemand überrascht ist, wie viel man wirklich aus den Daten rausholen kann und speziell welchen Einfluss das auf die Bottom Line - Umsatz und Kosten - hat.

Was können Eurer Meinung nach die klassischen Industrieunternehmen von Startups lernen und umgekehrt?

Felix: Beide Seiten können sicher sehr viel lernen. Auch die heutigen Industrieunternehmen waren zu einem Zeitpunkt einmal ein Start-Up und prägen nun die deutsche Wirtschaft. Das heißt, man hat ein gutes Team aufgebaut, einige Krisen erfolgreich gemeistert und bedient über Jahre zufriedene Kunden - da wollen wir hin.

Max: Was Unternehmen von uns speziell lernen können, ist, wie man neue Technologien und im speziellen KI dazu einsetzen kann, um effizienter zu arbeiten und datenbasierte Entscheidungen zu treffen.

Wo seht ihr zukünftig die größte Herausforderung in Eurer Branche? Welche Lösungen bietet ihr dafür an?

Max: Datenschutz ist natürlich ein riesiges Thema und das Vertrauen in die künstliche Intelligenz zu steigern.

Felix: Wir haben uns deswegen auch unsere DSGVO-Compliance zertifizieren lassen und betreiben unsere Software nur in der EU. Die Datenbank-KI sieht die Kundendaten selber gar nicht, sondern berechnet die Ergebnisse aufgrund der Datenbankstruktur.

Max: Transparenz schaffen wir dadurch, dass die KI bei uns keine Blackbox ist, sondern man sehr einfach nachvollziehen kann, wie ich auf ein Ergebnis komme und das auch selber manuell überprüfen kann, wenn ich will.

Wie viele Mitarbeiter/-innen beschäftigt ihr derzeit?

Max: Wir beschäftigen derzeit zwölf Mitarbeitende, wobei aber nicht alle Vollzeit sind.

Felix: Davon sind neun Personen im Tech-Bereich und drei im Business-Bereich.

Welche Standortvorteile gibt es für Scavenger AI in der Mainmetropole Frankfurt?

Felix: In Frankfurt und der Region tut sich derzeit einiges. Es gibt zahlreiche Events, an denen wir dieses Jahr teilgenommen haben, die Möglichkeit auf einige Förderungen und viele Programme, die einen echten Mehrwert bieten.

Max: Außerdem sind in der Region viele tolle Mittelständler beheimatet, was den persönlichen Austausch und Kontakt einfacher macht. Und es ist ein Ökosystem, das sich großartig gegenseitig unterstützt.

Warum seid ihr Mitglied im Arbeitgeberverband HESSENMETALL Rhein-Main-Taunus geworden?

Max: Da gibt es wirklich einige Gründe, beginnst du mal aufzuzählen, Felix. Ich vervollständige das dann.

Felix: Also auf jeden Fall mal das Netzwerk, in das man eintauchen kann. Dann die Reihe an Veranstaltungen, die auch wieder für das Netzwerk gut sind, aber in erster Linie auch informativ. Zuletzt ist natürlich auch die Beratung im Bereich Arbeitsrecht richtig viel wert für uns.

Max: Und auch noch das grandiose Team, das uns hier bei allen Anliegen unterstützt und immer ein offenes Ohr hat. Danke an dieser Stelle!

 

Aniki Radde

Referentin Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit

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