Talents2Germany vernetzt internationale Fachkräfte mit hessischen Betrieben

Startup bereitet ausländische Talente auf Arbeit in Deutschland vor

Frankfurt am Main. Das Unternehmen Talents2Germany wurde 2020 von Eleonore Wall und Marek Scheier gegründet. Das Startup vernetzt internationale Fachkräfte aus technologieorientierten und innovativen Branchen mit deutschen Industrieunternehmen.

Wieso und wann habt ihr Talents2Germany gegründet? Welche Idee steckt dahinter?

Die Idee entstand durch einen Schlüsselmoment mit Mahbod, einem talentierten Softwareentwickler aus dem Iran, der trotz hervorragender fachlicher Qualifikation, fließenden Deutschkenntnissen und 300 Bewerbungen daran scheiterte, einen Job in Deutschland zu bekommen - aufgrund von Vorurteilen und bürokratischen Hürden. Dieses Beispiel zeigte, wie dringend eine Brücke zwischen starken internationalen Talenten und deutschen Unternehmen benötigt wird. Talents2Germany wurde gegründet, um diese Lücke zu schließen und beiden Seiten zu helfen, zueinander zu finden, einander zu unterstützen und gemeinsam zu wachsen.

Was ist das Alleinstellungsmerkmal von euch im Vergleich zu euren Mitwettbewerbern?

Talents2Germany unterscheidet sich durch seinen ganzheitlichen Ansatz. Wir kombinieren skalierbare Rekrutierungslösungen mit einem neunmonatigen Vorbereitungsprogramm, das internationale Talente sprachlich, technisch und kulturell auf die Arbeit in Deutschland vorbereitet und bei der Ankunft begleitet. Wir rekrutieren nicht in einem einzelnen Herkunftsland, sondern global in ganz Asien, Afrika, Südamerika und Osteuropa und können Stärken einzelner Länder in einzelnen Berufszweigen positiv nutzen.

Inwiefern können internationale Fachkräfte die hessische Metall-, Elektro- und IT-Industrie bereichern?

Internationale Fachkräfte bringen kreative Lösungen mit, z. B. bei minimalen Ressourcen - ein Vorteil in der Metall- und Elektroindustrie. In der IT stärken Talente aus Indien oder Südamerika mit Expertise in globalen Trends wie Industrie 4.0, Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz die Wettbewerbsfähigkeit. Sie wirken zudem als interkulturelle Brücken bei globalen Kundenprojekten und der Entwicklung internationaler Produkte.

Was können die „klassischen“ Industriebetriebe von euch lernen und umgekehrt?

Industriebetriebe könnten von uns lernen, wie man Fachkräfte aus Nicht-EU-Ländern gezielt an die Region bindet. Viele Unternehmen unterschätzen das Potenzial der persönlichen Verbindung. Wir setzen darauf, Talente auf den unschätzbaren Wert der familiär geprägten Arbeitskultur und die damit verbundene Loyalität, Verlässlichkeit und Langfristigkeit zu begeistern. Die sprachliche Vorbereitung und Zugang zu Netzwerken [Artikel zur deutschen „Club Kultur“] erleichtern nicht nur den beruflichen Einstieg, sondern sorgen auch dafür, dass Talente langfristig in der Region bleiben - ein entscheidender Faktor in der Fachkräftesicherung.

Wo seht ihr zurzeit die größte Herausforderung bei der Rekrutierung von Fachkräften aus dem Ausland?

Die größte Herausforderung liegt derzeit in der Visabeschaffung und den administrativen Hürden für internationale Fachkräfte. Obwohl wir hierbei Unterstützung leisten, bleiben Bürokratie und langwierige Prozesse eine Hürde. Wo es noch Potential gibt: dass Arbeitgeber, mit unserer Unterstützung den Mut zu finden, Neues auszuprobieren - Chancen außerhalb des Gewohnten zu entdecken und sie aktiv für die eigene Wettbewerbsfähigkeit einzusetzen.

Wie können internationale Talente die Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit hessischer Unternehmen langfristig stärken?

Internationale Talente stärken die Innovationskraft hessischer Unternehmen, indem sie frische Perspektiven und kulturelle Vielfalt in Teams bringen. Ihre Erfahrungen aus Märkten wie Asien, Afrika oder Südamerika ermöglichen es Unternehmen, globale Trends wie Industrie 4.0, Digitalisierung und Künstliche Intelligenz schneller und zielgerichteter umzusetzen. Besonders in der IT und im Engineering bringen sie spezifisches Know-how in skalierbaren Technologien, Open-Source-Entwicklungen und datengetriebenen Prozessen mit.

Langfristig steigern diese Talente die Wettbewerbsfähigkeit, da sie Unternehmen nicht nur technisch, sondern auch strategisch bereichern. Sie agieren oft als Brücken zu internationalen Märkten, sei es durch ihre Sprachkenntnisse oder durch ihr tiefes Verständnis für globale Kundenbedürfnisse. Damit helfen sie hessischen Unternehmen, sich nicht nur lokal, sondern auch international besser zu positionieren.

Welche unerwarteten Hürden gibt es bei der Zusammenarbeit mit internationalen Fachkräften und wie können diese überraschenderweise auch positive Effekte haben?

Eine häufig unerwartete Hürde bei der Zusammenarbeit mit internationalen Fachkräften ist die unterschiedliche Auffassung von Feedback und Kommunikation. Während in Deutschland oft eine direkte und sachliche Rückmeldung geschätzt wird, empfinden Talente aus anderen Kulturen dies manchmal als ungewohnt oder sogar kritisch. Überraschenderweise kann genau diese Herausforderung zu einem positiven Effekt führen: Teams entwickeln eine höhere Sensibilität für ihre Kommunikation und etablieren achtsamere, effektivere Arbeitsweisen.

Ein weiteres Beispiel sind unterschiedliche Ansätze bei Problemlösungen. Viele Talente aus Asien oder Afrika sind es gewohnt, kreativ und pragmatisch mit begrenzten Ressourcen umzugehen. Diese Denkweise kann etablierte Prozesse hinterfragen und zu innovativen Lösungen führen, die vorher nicht bedacht wurden.

Welche Standortvorteile gibt es in der Mainmetropole Frankfurt für Talents2Germany?

Die Mainmetropole ist nicht nur eine strategische Drehscheibe für internationale Geschäfte, sondern auch unsere Heimat. Seit vielen Jahren sind hier gewachsene Beziehungen, Freundschaften und Verlässlichkeit Teil unseres Netzwerks. Diese Loyalität stärkt uns, während Frankfurt als globaler Knotenpunkt mit exzellenter Anbindung und seiner internationalen Wirtschaft die ideale Basis für Talents2Germany bietet. Heimat ist Heimat - und die Verbindung aus Vertrautheit und Weltoffenheit macht diesen Standort einzigartig.

Warum seid ihr dem Arbeitgeberverband HESSENMETALL Rhein-Main-Taunus beigetreten?

Als langjährige, engagierte Wirtschaftsjunioren wissen wir, wie wertvoll ein aktives Netzwerk mit starken Inhalten und gegenseitiger Unterstützung ist. Genau diese Kombination aus familiärem Umfeld, Herzlichkeit und praxisnahen Themen haben wir bei HESSENMETALL gefunden. Der Verband bietet uns nicht nur Zugang zu einem exzellenten Netzwerk, sondern auch die Möglichkeit, gemeinsam Lösungen für den Fachkräftemangel zu entwickeln und die Innovationskraft der Region zu stärken.

 

Michael Reitz

Referent Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit

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